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Georgien, Kaukasus - ...Zelt wird geflutet (3)
Georgien-Trekking im Kaukasus-Axel BauerGeorgien-Trekking im Kaukasus-Axel BauerGeorgien-Trekking im Kaukasus-Axel BauerGeorgien-Trekking im Kaukasus-Axel BauerGeorgien-Trekking im Kaukasus-Axel BauerGeorgien-Trekking im Kaukasus-Axel BauerGeorgien-Trekking im Kaukasus-Axel BauerGeorgien-Trekking im Kaukasus-Axel BauerGeorgien-Trekking im Kaukasus-Axel Bauer

Kaukasische Entdeckungsreise


Teil 3: Das Zelt wird geflutet

Fruchtbar Mit einem Zementlaster verlassen wir die Region Swanetien. Die Leute, ihre Lebensweise und die einsamen Berge sind uns ans Herz gewachsen. "Wie viele Kinder ?", fragt uns der Fahrer, der uns an der Hauptstrasse aufgegabelt hat und nun Richtung Schwarzes Meer fährt. Ich antworte stolz:" 2 Töchter". Tobias kontert seinerseits: " 2 Töchter, 2 Söhne". Ich beisse mir fast auf die Zunge, um nicht loslachen zu müssen. Da kommt schon die Antwort unseres Georgiers aus Mestia: "3 Töchter und 3 Söhne. Der Älteste hat heute Geburtstag." Ein langes "wouw" raunen wir gemeinsam in die Fahrerkabine. In Gedanken sehe ich mich sogleich mit 6 Schreihälsen, wo immer einer pullern muss oder gerade Durst hat, auf einer Radreise und ein langer Pass tut sich auf. Ich komme wieder zu mir und bin so unendlich froh über meine 2 Prinzessinnen. Die Strasse windet sich wie eine Ringelnatter aus den Bergen heraus. Schwülheiße, schwere Luft weht durchs Fenster zu uns hinein. In Zugdidi, einer Stadt an der Grenze zu Abchasien steigen wir schwitzend aus der Mitfahrgelegenheit aus und beschliessen die restlichen 30 km mit dem Ikarus Linienbus bis zur Schwarzmeerküste zu fahren. Viele haben den selben Gedanken und die Enge presst die schwitzenden Leiber im öffentlichen Verkehrsmittel aneinander. Anaklia, so heißt der neu entstandene und mit Hotels bepflasterte Ferienort am Meer, an dem wir uns von der Hitze des Sommers abkühlen wollen. Das Meerwasser ist mit 30°C jedoch wärmer, als das, der heimischen, beheizten Hallenbäder.
Unter Wasser Nach einem glühenden Sonnenuntergang, prasselt in der Nacht der Regen auf unser Zelt. Blitze zucken und der Donner kracht zeitgleich mit Getöse. Wir zucken auch, so auch die Stromversorgung, die sogleich ausfällt. Nun ist es richtig dunkel und unsere Müdigkeit steigt schlagartig an, die Blitze werden uns mehr und mehr egal. Da der starke Regen eine Zeltstange bricht und unsere Ausrüstung flutet, verbringen wir den nächsten Tag mit Wäsche und Geldscheine trocknen.
Mit Badelatschen im Gebirge Mit der georgischen Eisenbahn reisen wir in der nächsten Nacht nach Tiflis, der Hauptstadt. Komatös schlafe ich durch, Tobias wälzt sich hin und her und hängt am nächsten Tag dementsprechend durch. Mit dem Kleinbus fahren wir gleich weiter über die alte Heerstrasse zum Ort Kasbegi an der russischen Grenze. Der Fahrer fühlt sich wie ein Formel 1 Pilot und lässt die Reifen quietschen. Tobi schläft, ich schwitze vor Angst.
Kasbegi, das ist der Ausgangsort für Bergtouren zum namensgleichen Kasbek. Er erhebt sich auf 5047m, er thront über allen rundherum. Der Berg zieht die Blicke aller Leute an, meist mit rauchender Fahne, manchmal auch ganz nackt und frei. Satt sehen kann man sich nie. Mit zum bersten gefüllten Rucksäcken gehen wir am späten Nachmittag los. Noch etwas energielos steigen wir in der Abendsonne bis auf kühle 2800 m. Auf den grünen Matten schlagen wir ein erstes Lager auf. Wir kommen zur Ruhe und überlegen uns die Taktik für den Berg.
Nach gut 11 h Schlaf geht es weiter, frisch kommen wir voran, auch wenn es zu nieseln beginnt. Mittlerweile liegt der Gergeti Gletscher unter uns. Neben dem Elbrus gibt es hier am Kasbek die zweitgrößte Gletscherfläche im Kaukasus. Noch sind wir mit leichten Turnschuhen unterwegs. Solange wir keine Steigeisen brauchen und damit schwere Bergschuhe, halten wir es wie die nepalesischen Sherpas. Aus der Not heraus sind diese Barfuss oder mit Badelatschen im Gebirge unterwegs. Flink und sicher bewegen sie sich. Das hat uns damals beeindruckt und fortan verzichten wir bewusst, so lange es geht, auf stabile Schuhe. Vielleicht ist dies auch Teil unserer Philosophie, so leicht und unabhängig wie möglich unterwegs zu sein. Dazu gehört, dass wir unsere Bergbesteigung im Alpinstil angehen. Alles was wir brauchen tragen wir selbst, haben keine fremde Unterstützung und sind selbst verantwortlich. Es ist in Mode gekommen Gipfel auf einer langen Liste abzuhaken. Egal wie man hochkommt. Doch ich finde, der Stil, die Art und Weise wie man zum Berg geht, entscheidet über die Intensität des Erlebnisses. Und das Erlebnis ist schliesslich das Opium des Abenteuers.
Gut akklimatisiert kommen wir in die Höhe, dann passiert das Unerwartete. Mehr dazu in der letzten Folge.


Herzliche Reisegrüsse von Tobias und Axel (Verfasser)

 

➜ zum 4. Teil

➜___ Kloster Gergeti Sameba | Kaukasus, Georgien | © Axel Bauer___✖

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