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5642 m - höchster Berg Europas (3)

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Expedition Kaukasus | Vom Bergsteigen, den Menschen und der Soloradtour nach Hause


► 5642 m - höchster Berg Europas (3)

500 Rubel Wir legen Steigeisen an und stapfen noch etwas hoeher. Vorbei an den botschkis, das sind grosse Faesser, die als Huetten im Basislager dienen. Das Klientel ist hier der gut zahlende Auslaendische Bergtourist. Der Tisch in der Gemeinschaftshuette ist reich gedeckt. Wir erfahren auch das, dass gute Wetter noch heute und morgen anhaelt, dann wird es schlecht. Das sind ja berauschende Nachrichten, denke ich bei mir. Doch nach schlechtem Wetter wird es auch wieder Gutes geben, oder? Schon fast schleichend und sichtlich geschafft kommen wir bei der letzten Huette, der Prijut 11(bitte russische aussprechen) an. Der muerrische Wirt wirft uns eine "500 Rubelje" pro Nacht hin. Im Matratzenlager packen wir den Schlafsack aus und setzen sogleich Teewasser an. Der Raum ist fast fensterlos und kommt man von draussen auch stiegnacht.
Eine nach Meeresluft und Strand duftende feuchte Luft Trotz der Hoehe von 4100m schlafen wir die Nacht komatoes. Ausser uns sind 3 Russen hier, die schon etwas ausharren, um sich an die Hoehe zu gewoehnen. An diesem Morgen steigen wir ohne grosses Gepaeck weiter hinauf. Man tut dies, um sich zu akklimatisieren. Selbst bei 4700m fuehle ich mich gut und habe keine Kopfschmerzen. Tobi ergeht es genau umgekehrt. Zurueck an der Huette beobachten wir, wie sich tatsaechlich das Wetter zum schlechten wendet und eine nach Meeresluft und Strand duftende feuchte Luft sich zu uns gesellt. 5 min spaeter stehen wir im Schneesturm. Von solch dramatischen Wetterwechseln am Elbrus haben wir bereits gelesen. Innerlich schreiben wir morgen den Gipfeltag ab.

12 - 18h Gehzeit
Als 2:30 Uhr sich die Russen zum Gipfelsturm ruesten, sehe ich den Sturm noch wueten und jede Menge Neuschnee. Als ich 6:15 Uhr wieder aufwachen strahlt die Sonne und glitzert der frische Schnee. Mit einem kraeftigem "Aufbruch" wecke ich Tobi neben mir und 7 Uhr laufen wir los. Von hier aus sind 12 - 18 Stunden Gehzeit bis zum Gipfel und zurueck veranschlagt. Wir wissen zwar, das wir viel zu spaet dran sind, doch auch, dass wir schneller sein werden. Wir schlagen ein straffes Tempo an und ich spuere innerlich, das es heute nicht mein Tag ist. Es ist, wie wenn jemand den Energiehahn zugedreht hat. Auf 5000m holen wir eine Gruppe Slowaken ein, die ebenfalls bereits 3 Uhr nachts gestartet sind. Ab jetzt traegt Tobi den Rucksack und ich spure im tiefen Schnee noch ein wenig. 50 cm hat es in der Nacht geschneit und machen das vorwärts kommen sehr muehsam. Die Hoehenluft drosselt unser Tempo auf ein Vorwaertsstolpern. Meine Energie scheint schon hier zu Ende, und waere ich alleine, wuerde ich geradewegs umkehren. Tobi geht es nur wenig besser, doch gemeinsam leidet es sich einfacher. Das Wetter ist laengst wieder umgeschlagen, der Wind ist als stuermisch zu beschreiben und die Sicht beinahe null. Hat man die Augen offen sieht man reines weiss, sind sie zu dann tiefes Schwarz. Ich bevorzuge mehr und mehr die letzte Variante.

Es reicht gerade mal fuer ein Foto
Wir erreichen den Sattel zwischen Ost und Westgipfel und bewegen uns auf ca. 5300 m. Der Wind blaest den Schnee mit eiserner Wucht den Gipfelanstieg entlang. 35 Grad ist dieser etwa steil und die letzte Huerde. Auf allen Vieren kriechen wir hinauf und sind unendlich langsam. 20 Schritte, duchatmen und wieder 20. Ich habe das Gefuel, dass nur noch der Wille uns weiterlaufen laesst. Nicht mehr denken, nur nicht die Richtung wechseln. Wir sehen eine weitere Gruppe vor uns und sehen wie dramatisch sie vom Sturm eingeschlossen sind. Oder ist es nur meine eigene Wahrnehmung? Jetzt wird es flacher und schemenhaft kommt der Gipfel in Sicht.Hallelujah wir haben es geschafft. Um 12:30 Uhr stehen wir auf 5642m, dem hoechsten Punkt Europas. Es reicht gerade mal fuer ein Foto, dann zieht uns der Ueberlebenssinn strikt nach unten.Nach 8h sind wir wieder am Ausgangspunkt. Alle Gruppen sind noch am Berg. Wir nutzen die wiedergewonnene Lebenslust und steigen noch bis Terskol auf 2100 m ab. Es ist fast Nacht als wir hier das Zelt im Kiefernwald wieder aufstellen.

Was fuer ein Tag! Nun, wir sind wieder zurueck bei Elena, werden freudig begruesst und bewirtet. Sie hat sich Sorgen gemacht. Jetzt muessen wir erst einmal die Wunden lecken und neue Kraefte sammeln.

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