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Nervöses Militär (4)

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Expedition Kaukasus | Vom Bergsteigen, den Menschen und der Soloradtour nach Hause


Nervöses Militär (4)

Magere Russischkenntnisse Es nieselt auf unsere Rucksäcke, auf uns. Spät ist es mittlerweile und kaum ist noch jemand auf der Straße unterwegs. Falls doch ein Lada vorbeikommt, halten wir den Daumen raus. Das Glück ist uns erst sehr spät hold, auf dem Weg nach Dombai, dem Bergsportzentrum im Kaukasus. Dieses Mal hält ein riesiger Jeep neben uns an und der verschnupfte Herr im Trainingsanzug winkt uns herein. Unsere Russischkenntnisse sind mager, doch Gestik und Mimik helfen uns in Russland sehr gut weiter. Er schiebt uns seine Visitenkarte rüber, wo ich in russischen Lettern langsam Generaldirektor lese. Er ist Hotelbesitzer und für uns heute die Jokerkarte. Als wir den Ort erreichen, geht alles weitere ganz schnell. Einchecken im Hotelzimmer, Abendessen, russische Disko und am nächsten Morgen Frühstück. Gastfreundschaft ist George, so sein Spitzname, heilig.

Bei Zuwiderhandlung werden wir abgemurkst
Bisher haben wir, außer einer Gruppe am Elbrus, noch keine Ausländer zu sehen bekommen. So tun sich die Beamten bei der Registrierung in Dombai auch sichtlich schwer uns zu erklären, dass viele Berggebiete, außer mit Sondergenehmigung, gesperrt sind. Der aufgeregte Mann zieht den Finger an der Gurgel entlang und wir verstehen, dass wir bei Zuwiderhandlung abgemurkst werden. Die nächste Geste macht eine Kalaschnikow nach. Alles klar, Grenzgebiet zu Abchasien, hier sind die Militärs etwas nervös. So steigen wir eben auf die hoffentlich freien Berge, ohne Bürokratie. Der Preis ist nicht gering, denn diese Ecken sind meist unerschlossenes Gebiet, ohne Wege, ohne Schilder. Wir peilen eine Bergspitze an und laufen nach Sicht. Ganz unten schlagen wir uns zwischen Himbeerhecken, Brennnesseln und Felsen hindurch, weiter oben auf Geröllfeldern. Wir fühlen uns frei und ungestüm, solange bis die dicken Gewitterwolken aufziehen. Da wir keinen geeigneten Biwakplatz hier oben finden, steigen wir abends, und leider im Regen, wieder ab. Der Dachvorsprung
einer Hütte bietet für die Nacht Regenschutz und die Geräusche im Wald beste Unterhaltung. Unser Ziel, den Elbrus wieder zu sehen, haben wir noch nicht erreicht.

Vom Käse den es nicht im Laden gibt
Von Dombai aus finden wir heute endlich einen Weg auf einen zweiten Berg. Wir gehen gedankenversunken, als hinter uns ein russischer Militär-LKW knattert. Jetzt haben sie uns, denke ich bei mir. Da entdecken wir ein Kind zwischen 2 in Zivil gekleideten Männern, die uns auf die Ladefläche winken. Entwarnung also. Zusammen fahren wir den wohl steilsten Weg hinauf, den je ein Auto schaffen kann. Alle 10 min wird der Motor mit viel Wasser gekühlt. Kurz vor Sonnenuntergang kommt wieder einmal ein heftiges Gewitter heran gezogen und wir müssen unser Abendessen im Zelt kochen. Noch bevor die Sonne aufgeht sind wir zur Bergspitze auf 3050m unterwegs. Ganz alleine können wir von hier oben die ersehnte Sicht auf den Elbrus genießen. Es ist ein Riese, alle anderen wirken wie kleine Kinder dagegen. Der Elbrus, welcher uns beim Aufstieg so viel abverlangt hat, wirkt nun wie ein Magnet auf uns. Wir wollen ihm noch einmal ganz nah sein und beschließen zum Basislager auf die Nordseite des Berges zu fahren. Mit dem Daumen im Wind sind wir innerhalb eines Tages in einem anderem Tal, was weitaus abgelegener ist. Als wir uns beispielsweise für den Trip mit Essen eindecken und nach Käse verlangen, macht uns die Verkäuferin verdutzt klar, dass es im Laden keinen Käse gibt, den hat jeder zu Hause. Doch wir werden auch hier von den Leuten liebevoll umsorgt. 10 min später kommt uns ein Mütterchen entgegen und schenkt uns einen dieser selbst gemachten Bergkäse.
Abschied Als wir am nördlichen Basislager ankommen, erinnert mich diese Gegend an eine Wiese im kirgisischen Tien-Shan Gebirge. Pferde grasen und hier und da könnte ein Yurte stehen. Es ist eine so friedliche Stimmung, die durch keinen fremden Laut gestört wird. Und wir sind dem Elbrus wieder ganz nah. Doch es ist auch Zeit Abschied zu nehmen vom Berg und von meinem geduldigen Reisepartner Tobi, welcher in diesen Stunden nach Hause fliegt. Ich selbst habe das Fahrrad längst gepackt und breche morgen ebenfalls zur langen Reise nach Deutschland auf. Das nächste Zwischenziel ist Sotschi am Schwarzen Meer.

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