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Neuseeland mit Kind und Fahrrad (1)

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Neuseeland | Eine Radreise mit Kind durch das Land der langen weissen Wolke


Neuseeland mit Kind und Fahrrad (1)

Acht Radtaschen und eine Packung Windeln

Wibke: Vor fast 3 Wochen sitzen wir im Flieger und warten auf den Start. Meine ohnehin angespannten Nerven werden noch ein bisschen mehr gestrafft: Wie wird klein Smilla auf das Fliegen reagieren, auf den Druck beim Start und das stundenlange Eingequetschtsein? Doch ich beruhige mich bald: Sie registriert alles mit Neugier und verschlaeft fast den gesamten Flug in ihrem Babysitz. Wir landen in Auckland auf der Nordinsel. Die Zeitumstellung setzt uns zu, denn Neuseeland ist Deutschland genau 12 Stunden voraus. Wir sind am anderen Ende der Welt, das Wasser laeuft verkehrt herum in den Ausguss, der Sternenhimmel sieht anders aus, ja sogar die Autos fahren auf der anderen Seite – naemlich links. Endlich fuehlen wir uns fit genug um mit den Raedern zu starten. Also alle 8 Radtaschen, Zelt, Windel, Rucksaecke verstaut, Smilla in den Anhaenger gesetzt und los geht's ! Ueber gruene Huegel fahren wir in Richtung Meer. Unser erstes Ziel heisst Coromandel, eine Halbinsel an der Ostkueste. Es ist Fruehling, alles blueht, die Sonne scheint und es geht auf kleinen bergigen Strassen immer endlang der Kueste. Eine Bucht grenzt an die naechste.

Radfahren bei 16%

Axel: Langstreckenradler sollten Minimalisten sein! Alles was sie waehrend einer Reise dabei haben, muss mit eigener Muskelkraft bewegt werden. Fuer uns gilt das natuerlich auch. Doch auf dieser Reise macht es sich noch unsere 8 kg schwere Smilla im Anhaenger bequem. Zudem fuehrt sie eine angemessene Kleidersammlung, Decken, Huete und Toilettenartikel verschiedener Art mit sich. Auf flachen Strecken ist diese Gewichtssteigerung gut zu verkraften. Doch in Neuseeland fuehren die Strassen oft in direkter Linie zum Gipfel, so dass Steigungen mit 16 % (adaequat zum steilen Fussweg am Inselsberg) mich in Wettkampflaune bringen und die Kette enorm dehnen. Alle Muskeln sind gespannt, der Hoehenmesser zaehlt die Meter. Nach einem dieser Berge bekommen wir grossen Hunger. Wir erreichen nur eine abgelegene Siedlung. An der hiesigen Schule fragen wir nach einem Laden, werden jedoch sofort hereingewunken und unser Hunger mit frischen Fruechten gestillt. Es ist eine Maorischule. Die Ureinwohner, dieser von James Cook entdeckten Insel, versuchen alte Braeuche und ihre eigen Sprache ueber die Jetztzeit zu retten. Wir kommen mit dem Direktor, einem sehr ausgelassenen und entspannten Mann ins Gespraech. Er ruft die Schueler zum "haka" dem traditionellen Kriegstanz auf. Uns stehen die Haare zu Berge! Nach rythmischen Klaengen werden helle Schreie ausgestossen, die Zungen rausgestreckt und das Gesicht mit wilden und furchteinfloessenen Grimassen belegt.

Zu Besuch bei einem Spaethippi

Wibke: In diesen 3 Wochen haben wir bereits viele Menschen kennen gelernt, die unterschiedlicher nicht sein koennten. Abends fragen wir meist in einem Haus am Weg ob wir unser Zelt im Garten aufbauen duerfen. Bis jetzt sind wir nicht zurueckgewiesen worden. Ganz im Gegenteil: die Kiwis laden uns oft noch zum Essen ein, bieten uns Dusche und Waschmaschine an und stecken uns Avocados und Orangen zu. Dieses hat natuerlich entscheidende Vorteile zum Zeltplatz: erstens lernen wir dadurch sehr interessante Menschen kennen, zweitens wird unsere knappe Reisekasse etwas geschont. Die Kiwis, die meist sehr verstreut und einsam wohnen, sind wiederum froh, wenn einmal ein Fremder vorbei schaut. Bei Greg Tayler bleiben wir gleich eine ganze Woche. Vor 30 Jahren, als Spaethippi kaufte er sich im Norden von Coromandel Land und wurde Selbstversorger. Gemuese, Obst, Schafe und Huehner, nebenbei ein wenig Tischler- u. Holzfaellerarbeit. Er ist ein Lebemensch, hat zahlreiche Taetowierungen und 6 Kinder mit 4 Frauen. (altester 37, juengste 4 Jahre) Gegen freie Kost und Logie tischlert Axel halbtags mit Greg, waehrend ich sein Haus auff Vordermann bringe u. Schafsmist fuer den Garten sammel. Wir wohnen in einer eigenen Blockhuette mit Holzofen.

Solange der Regen prasselt

Axel: Es regnet fast eine ganze Woche, also bleiben wir bei Greg. Er erzaehlt uns von seinem Leben als "bushmen" einem Holzfaeller in NZ. Mit stolzgeschwellter Brust berichtet er von den Riesenkauribaeumen, die er mittels eines provisorischen Staudammes und der folgenden Flut den Berg hinunter gespuelt hat. Im Satz danach, Greg liebt es zu eraehlen, schwaermt er von seinem reichen Gemuesegarten, der mit Seegras als Duenger ungeahnt gute Geschmacksvarianten hervorbringt. Als der Himmel aufklart, verlassen wir einen liebgewonnenen Menschen und ziehen mit unseren Raedern weiter.

Ein zahloses Grinsen

Wibke: Inzwischen sind wir schon eine wieder einige Tage unterwegs. Langsam stellt sich ein Reiserythmus ein, der sich erstaunlich gut mit Smillas Beduerfnissen zu decken scheint. Sobald sie im Radanhaenger sitzt, hoeren wir keinen Ton mehr von ihr. Sie liegt wie eine Prinzessin in ihrer schaukelnden Kutsche und beobachtet voller Neugier die vorbeiziehende neue Welt. Ihre Essenspausen entsprechen ungefaehr den unseren. Avocados und Aepfel gibt es an jeder Strassenecke und Milch habe ich sowieso dabei, so dass ihre Versorgung gesichert ist. Mit ihren fast 6 Monaten hat sie uns bereits viele Tueren geoeffnet. Ein zahloses Grinsen und schon schmelzen die Leute dahin. So wie es aussieht, liebt sie das unterwegssein genauso wie wir. Und wir lieben das unterwegsein mit ihr.

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