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Eiswelt (3)

Marokko mit Kind | Eine Reise von den Bergen zur WüsteMarokko mit Kind | Eine Reise von den Bergen zur WüsteMarokko mit Kind | Eine Reise von den Bergen zur WüsteMarokko mit Kind | Eine Reise von den Bergen zur Wüste

Marokko | Mit Smilla (3 Jahre) durch hohe Berge und weite Wüsten

Eiswelt (3)

Malerische Schönheit Der höchste Berg Nordafrikas, der Djebel Toubkal mit 4167m lässt meine Gedanken nicht mehr los. Wenn wir Marokkaner fragen, ob er im Winter zu besteigen ist, ernten wir ein verständnisloses Kopfschütteln und den Hinweis auf den vielen Schnee in den Bergen.
Wir legen den Gedanken sozusagen auf Eis und fahren per Bus in den südlicheren Antiatlas. Die letzten Kilometer zu den entlegen Dörfern per Taxi. Die Mercedes Limousine, die mehr der gute Wille zusammen hält, wird eigentlich vorne mit 2 Beifahrern und 4 Leuten auf der Rücksitzbank vollgepfropft. Doch heute fahren wir nur zu fünft plus Fahrer und geraten am Pass in dichten Nebel. Es wird Nacht, Smilla schläft, doch alle anderen schauen hellwach auf die schmale Strassen mit den vielen Löcher.
Der Nebel lichtet sich und selbst das sonst so unerschütterliche Gesicht des Taxifahrers wandelt sich von angespannt zu gelöst. Wir erreichen das Berberdorf Tafraoute im Antiatlas. Das hoch aufschiessende Minarett der Moschee und die rosarot getünchten Häuser liegen zwischen Felsblöcken gemütlich eingebettet. Die Steine rundherum sind wie Spielzeugkugel eines Riesen verstreut und aufgetürmt. Dazwischen wachsen vereinzelt Palmen. Wir stecken Smilla in den Rucksack und gehen auf Entdeckungstour.
Die Gegend ist der Zivilisation entrückt und von malerischer Schönheit. Berberdörfer schmiegen sich an die steilen Berghänge und Ruhe füllt das Tal. Ein alter Mann fährt mit den Fahrrad an Smilla und mir vorbei, so langsam, das wir mitlaufen können. Sie sitzt auf meinen Schultern und gibt mir Anweisungen das ich Ski fahren soll. Danach wieder Fahrrad und dann wieder Ski. Der alte Mann amüsiert sich köstlich und der Rest unserer Truppe ist weit hinter uns.

Kleine und große Steine Der Wetterbericht sagt ein Hochdruckgebiet über den Hohen Atlas voraus. Für uns ist das der Startschuss in die Berge. Alles Unnötige lassen wir in Marrakesh zurück und fahren nach Imlil, dem Ort am Fuße des Djebel Toubkal, Marokkos höchsten Berges. Smilla ist begeistert vom Bergsteigen, wohl weil sie da so viel von mir getragen und unterhalten wird. Wieder und wieder hebe ich ihr kleine und große Steine auf, reiche ihr Schnee zum kühlen meines durchgeschwitzten Rückens. Sie genießt die Aussicht aus ihren Kinderkraxe heraus und lässt nichts unkommentiert. Nach und nach erreichen alle von uns das Refugio Toubkal auf gut 3200 m. Wir sind mitten in einer Welt aus Schnee und Eis, bei Temperaturen unter 0° C. Die Wintersonne wärmt uns nicht mehr auf, sodass wir uns vor den kleinen Ofen der Hütte setzen und beraten über das weitere Vorgehen. Wibke und Smilla werden morgen nicht höher steigen. So leihe ich für 3 Personen Steigeisen und Eispickel aus und wir schauen zu, wie die Sonne an diesen Abend hinter den Bergen verschwindet.
Der Aufstieg zum Gipfel ist technisch nicht anspruchsvoll, doch kann einem das Wetter immer Streiche spielen. Zu dritt suchen wir am frühen Morgen nach dem Einstieg, verlaufen uns und finden doch die beschriebene Route. Wir laufen im Schatten und spüren die eisigen Temperaturen aber auch die Höhe, an die wir lange noch nicht angepasst sind. Der Schnee ist hart wie Eis und jeder Schritt hört sich an, wie eine quietschende Bodentür. Hinter uns leuchten die sonnenbeschienen Bergzacken, als seien sie dafür da, uns gutem Mut zuzusprechen. Die Elemente geben der Szenerie etwas Märchenhaftes.

Eisige Luft Jeder Absatz, den wir höher steigen, sieht aus wie der letzte vor dem Gipfel. Doch es täuscht und wir können den höchsten Punkt nur erahnen. Juli klagt über kalte Füße. Schnell holt Frank sie aus den Bergschuhen heraus, massiert und wärmt die Zehen, in der Hoffnung ihnen wieder Leben einzuhauchen. Der Wind bläst unerbittlich seine eisige Luft und wir versuchen jetzt die Flucht nach vorne. Wir sind auf zirka 4000 m und für Juli das Vorhaben Djebel Toubkal kurz unter dem Gipfel zu Ende. Sie verkriecht sich hinter einem windgeschützten Stein. Ihre Kraft ist aufgebraucht und die Füße müssen gewärmt werden. Sie bittet uns weiterzugehen. Wir versprechen ihr in spätestens 1 Stunde zurück zu sein, mit oder ohne Gipfel.
So ziehen Frank und ich weiter und erreichen in kurzer Zeit den höchsten Punkt. Wir rammen den Eispickel in den Schnee und umarmen uns spontan, 4167 m über den nahen Meer. Staunend blicken wir nach allen Seiten, entdecken Marrakesh im Norden, im Süden befindet sich die Sahara. Die Berge sind eine Schneeoase inmitten von Wüste und Steppe.
Auf den Rückweg sammeln wir Juli und danach Wibke und Smilla wieder auf und gelangen über mehrere Stationen zurück nach Deutschland. Marokko hat uns verzaubert. Kaum ein Land , was von solch einer Vielfältigkeit geprägt ist, was einen so in seine eigene Geschichte mitnehmen kann. Es sind aber vor allem die Menschen und ihre Lebensweise, die uns viel Ruhe und Gelassenheit gelehrt haben.

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