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Fahrradkarawane durch den wilden Kaukasus
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Radreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkulturRadreise Georgien mit 2 Kindern - Axel Bauer - Wibke Raßbach- Selma und Smilla - abenteuerkultur

Fahrradkarawane durch den wilden Kaukasus

Text und Fotografien von Wibke Raßbach und Axel Bauer

Armenien, Stalin und der georgische Sommer (4)

Axel: Gesperrte Piste "Wie lange geht die Baustelle noch?", frage ich leicht angespannt einen der grinsenden Arbeiter vor seinem Bagger. Es ist Samstag und wir sind kurz hinter Vanadzor (Armenien) von der Teerstrasse auf die staubige Baustellenpiste nach Alaverdi abgebogen. Er streckt 4 Finger in die Luft. "Gut, 4 Kilometer geht ja noch", denke ich. Smilla fährt mit stoischer Miene an mir vorbei, dann folgen Wibke und eine grinsende Selma. Der Verkehr ist übersichtlich, es holpert sich in einem grünen Flusstal so dahin. Nach weiteren 4 km kommt aber keine entspannte Teerstrasse, auch nach 20 km oder 30 km noch nicht.

Wibke: Nur noch 12.000 Dram Immer weniger Autos kämpfen sich mit uns entlang der staubigen Piste. Bis wir an einer Abzweigung stehen, an der eine Art ‚Umleitung' ins nächste Tal führt. Für uns wäre es ein riesiger Umweg. Nach langem hin und her und versuchten russischen Erklärungen scheinen wir verstanden zu haben, dass wir mit Fahrrädern durch die gesperrte Baustelle fahren können - wohl auch durch die beiden Tunnel hindurch. Der erste Tunnel ist gut ausgebaut, wenn auch unbeleuchtet. Durch den Zweiten tasten wir uns Stück für Stück hindurch wie durch eine Geisterbahn. Nach dem Tunnel verändert sich die Landschaft. Es sieht aus, wie vor der Kulisse eines alten Winnetou-Filmes. Nur die Bagger passen hier nicht her. Irgendwann endet auch diese Baustelle, an der - wie wir vermuten - schon mehrere Jahre gebaut wird. Ein Bauende ist nicht in Sicht.
Wir erreichen Alaverdi. Leider haben wir verpasst in Yerevan genügend Geld abzuheben und so haben wir ‚nur' noch 12.000 Dram - umgerechnet 20€ für Übernachtung und Essen. Das ist selbst in Armenien für 4 Personen ziemlich knapp. Als wir unsere letzten Reserven zusammen kratzen und beratschlagen, entdecke ich am Straßenrand ein Schild "Irinas B&B". Wir haben mehr als Glück: Irina akzeptiert nach kurzem Überlegen unsere Geldreste und wir sind zufällig an einem Treffpunkt für Armenienreisende gelandet. Irinas Unterkunft wird im Netz sehr gelobt und so treffen sich hier an diesem Abend Franzosen, Holländer, Schweden, Libanesen, Spanier und Amerikaner. Alle werden fürstlich bekocht. Es gibt gefüllte Weinblätter, Gegrilltes und andere Spezialitäten. Wir bleiben 3 Tage lang.

Axel: Daumen raus Armenien war der erste christliche Staat überhaupt. Viele Klöster und Kirchen zeugen noch heute von einer aktiven sakralen Baukultur. In der Nähe von Alaverdi gibt es die Klosteranlage Haghbat (Unesco Weltkulturerbe), die wir uns ansehen möchten. Es ist Sonntag Mittag, fast unerträglich heiß und die Erde ist staubtrocken. In dem alten Gewölbe von Haghbat erklingen die Gesänge des Priesters, der Weihrauch wabert durch die kühlen Räume. Wir sind gebannt von der Atmosphäre. Neben dem eigentlichen Kirchenaum gibt es weitere, ja ich würde sagen eigenständige Räume und Bauten. Ein runder Ausschnitt im Dach läßt die Sonnenstrahlen gebündelt herein. Hier und da finden sich in die Steinwände gemeißelte Inschriften - ansonsten sind es puristische Räume. Sobald wir wieder ins Freie treten ist der Zauber vorbei, wir sind wieder im Armenien von 2017. Heimwärts versuchen wir mit "Daumen raus" ein Auto anzuhalten. Einige schauen freudig aus dem Autofenster, strecken uns ebenfalls den Daumen nach oben entgegen. Ungläubig schauen wir uns an … trampen in Armenien scheint anders zu funktionieren.

Wibke: Stalin und ein Russenblock Immer weiter nähern wir uns der georgischen Grenze. Es wird wärmer und wärmer, denn wir verlassen den ‚Kleinen Kaukasus' und fahren in den Talkessel von Tbilisi hinein. Vor und nach der Grenze wird gehandelt. Die Leute, die aus Armenien hinaus fahren nehmen Obst mit: Wassermelonen und Pfirsiche kosten pro Kilo 20 Cent. Auf der anderen Seite wird kiloweise Waschmittel angeboten. Das ‚small business' blüht.
In Tbilisi lassen wir die Räder stehen und folgen der Einladung von Dea, einer Georgierin, die wir während unseres ersten Aufenthaltes in der Hauptstadt kennen gelernt haben. Sie verbringt den Sommer mit ihrem Sohn in den Bergen im Ort Passanauri, ca. 1 Autostunde nördlich. Als wir ankommen winkt uns Dea bereits vom Balkon aus zu. Mir bleibt kurz das Herz stehen. Ich denke: "Das muss Schicksal sein". Der Block, in dem Dea vor 2 Jahren eine Wohnung gekauft hat, ist genau das alte Modell vom 5-stöckigen Wohnblock, den wir während der Reise immer wieder gesehen haben. Ich hatte mich jedes Mal im Vorbeifahren gefragt, wie man darin noch leben kann. Der Eingang und die Treppe wirken baufällig. Unsicher klettern wir bis in den 3. Stock. Doch innen ist die Wohnung recht komfortabel: es gibt ein Bad, die Zimmer sind hell und luftig. Nur den Balkon betrete ich eher ungern. Bei Dea machen wir das glatte Gegenteil von dem, was wir bisher gemacht haben: NICHTS. Wir schlafen lang, essen ausgiebig, lesen. Nachmittags baden wir im Fluss und abends Kickern wir mit anderen auf dem benachbarten Bolzplatz. Die meisten Familien der zwei Wohnblocks verbringen nur den Sommer hier. Auf dem Vorplatz ist immer etwas los. Unwahrscheinlich viele Kinder ziehen in Horden umher, Eltern kaufen Tomaten im ‚Gemüse-Lada' und die Babuschkas sitzen schwatzend auf den Balkon. Von Langeweile keine Spur - von Hektik auch nicht. Das Leben zieht gleichmäßig langsam dahin, wie der Fluß, den man vom Fenster aus sieht. Georgischer Sommer! Wir genießen es. Doch am 5. Tag bei Dea wache ich morgens auf und verspüre unbändige Lust mich zu bewegen, etwas zu machen. Zeit aufzubrechen!
Mit dem Bus geht es nach Gori, der Geburtsstadt von Stalin. An der Stalin Avenue steigen wir aus. Auf der Fassade des Supermarktes gegenüber prangt eine riesige Stalinabbildung. Auf dem Rundgang im Stalinmuseum komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus: Stalin vom Kinderbild bis hin zur Totenmaske - dargestellt als Held in allen Lebenslagen. Den Opfern des Faschismus ist nur eine kleine Vitrine gewidmet: ca. 10 Fotos zeigen georgische Prominente, die unter dem Stalinregime gelitten haben bzw. getötet wurden. In Gesprächen mit Georgiern haben wir auf unserer Reise stets zu hören bekommen, wie sehr diese unter dem Sowjetregime gelitten haben. Warum wird Stalin hier wie ein Held gefeiert? Ein Deutscher, der hier schon 4 Jahre lebt, erklärt mir den Widerspruch: Die Georgier freuen sich daran, dass ein Landsmann die Sowjetunion regiert hat - wie ein Zar. Wir widerstehen der Versuchung eine Kaffeetasse mit Stalinkonterfei im Souvenirshop zu erwerben.

Wibke und Axel: Kurz vor dem Heimflug schließt sich der Kreis unserer Reise im Hostel "Why not" wieder. Wir sprechen miteinander über die vielen Stationen und Erlebnisse, Tiefpunkte und Freudenschreie und fragen neugierig Smilla und Selma, wo es denn am schönsten war. Im Chor kommt "zuuuuhauseeeee!"

Beste Reisegrüße von Wibke und Axel sowie Smilla und Selma

-Ende-

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