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Argentinien - Chile by bike...Reisezeit (4)
 Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma Es ist Reisezeit-Radreise mit Kindern durch Patagonien-Argentinien und Chile-Axel Bauer, Wibke Raßbach Smilla und Selma

Argentinien bis Chile - Mit 2 Kindern on tour

Teil 4: Zeit zu Reisen

von Axel Bauer
Unsere Arbeit "Oaaah, das ist eisig, da musst du unbedingt rein", rufe ich Wibke zu. Der Rio Alumine kommt aus den Bergen und ist glasklar. Träge bewegt er sich an unserer Dreckpiste entlang und lockt uns zum Abkühlen. Der Himmel ist tiefblau. Unsere Mädels stehen mit den Füssen im smaragdfarbenen Wasser und sind vertieft in ihr Spiel. Ein bisschen Angst haben wir, dass sie reinfallen. Doch selbst die kleine Selma bewegt sich gekonnt am steilen Ufer. "Das ist unsere Arbeit, Papa", ruft mir Smilla zu. "Wir bauen ein Boot".
Einen Tag später schneit es in den Bergen und der Wind ist wie entfesselt. Wir pedalen auf und ab an den Anden entlang, immer weiter nach Süden. Es wird rauer. Doch irgendwann beruhigt sich der Wettergott wieder, wir springen wieder in die Flüsse zum waschen, machen ein Lagerfeuer am Abend.
Aus dem Alltag ausgeklinkt "Hola, where do you come from?" ruft uns einige Mountainbiker im Sprachenmix zu. Wir sehen ihren "Verpflegungstruck", ein umgebautes deutsches Feuerwehrauto, an dem einige Fahrer Pause machen. Sie fahren in einer Art Langstreckenrennen von Equator bis nach Ushuaia, sozusagen ans Ende der Welt - 11.000 km in 4 Monaten. Allerdings ohne Gepäck. Ein Stück haben wir die gleiche Strecken und fahren zusammen, soweit wir hinterherkommen. Am späten Nachmittag trudeln wir in Junin de los Andes ein und treffen uns auf einem Campingplatz wieder, eingestaubt und ausgezehrt. Der Koch der 30 Langstreckenradler kocht für uns eine Extraportion Pfannkuchen mit. Doch das eigentlich interessante sind die verschiedenen Menschen, mit denen wir ins Gespräch kommen. Jeder hat sich für Monate aus dem Alltag ausgeklinkt, um sein Abenteuer des Lebens zu finden. Jeder hat seine Geschichte, jede ist einzigartig und ungewöhnlich. Smilla und Selma sind in diesem Gewusel untergetaucht, waschen eifrig mit ab oder backen mit einer Ersatzoma aus Australien (Matsche)Kuchen. Irgendwann zieht sich die Kleine ins Zelt zurück. Zeit zu Schlafen.
Schönster Berg der Welt Das Rennen geht weiter, wir haben anderes vor. Der Berg, besser der Vulkan Lanin lockt uns tiefer in die Anden. Er wird als der schönste Berge der Welt bezeichnet, wobei diese Aussage ja regional gefärbt ist. Doch der Weg dahin wird für uns zur Qual. Steine, Lavastaub und Wellblechpiste machen das Fahren zur Kraftprobe, die wir an einer Stelle nicht bestehen. Es geht nur leicht bergan, doch selbst schiebend kommen wir nicht weiter. Ein Einheimischer lädt das Rad auf und bringt uns die härtesten 5 km weiter. Am nächsten Tag, der See und der Berg dahinter strahlen uns entgegen, fahren wir auf einem kleinen, besseren Weg durch Mapuche(Indianer) Gebiet immer tiefer in die Bergwelt. Es ist Frühjahr, die Sträucher blühen in leuchtendem Gelb und weihnachtlichem Rot. Das Seeufer ist türkisblau, wir sind ganz alleine. Unser Essen reicht für zweieinhalb Tage, in denen wir uns wie Robinson Crusoe fühlen. "Mond, Mond sagt Selma und zeigt zum Himmel", und erzählt von Oma und Opa und allen anderen, die den gleichen Mond von zu Hause aus sehen.
Argentinien überrascht uns immer wieder. Auf der einen Seite die Landschaft, die für Europäer so unfassbar ungezähmt erscheint. Dann die Menschen, die aus so vielen Ländern irgendwann hier eingewandert sind. Die Orte an der berühmten 7 Seen Strecke, die wir durchfahren, sind 70 - 100 Jahre alt. Alles ist am entstehen. Aus der "Alten Welt" bringt jeder seine Kultur mit. Man bekommt Parmaschinken oder deutsches Sauerkraut. Doch alle lieben sie ihre "Neue Welt", mit etwas mehr Muse, oder auch Mate.
stop and go "Wir sind mächtig langsam unterwegs", sagt Wibke heute zu mir. Ja, wir bleiben überall hängen, die Zeit verliert auf einer langen Reise ihre sonst so wichtige Bedeutung. Wir werden eingeladen, zum Beispiel von Fernando, den wir zu Beginn der Reise getroffen haben und dessen Studienfreundin hier im Seengebiet eine Lodge betreibt. Oder von Anna und Gustavo, die mit kleinen Zirkusvorführungen ihr Geld verdienen und deren Haus vollgestopft ist mit Bällen, Trapez, Einrad und Clownsnasen. Oder von ,Boldy' (Klatzkopf), der selbst 2 Jahre nach Alaska geradelt ist und jetzt regelmäßig vorbeikommende Radfahrer in sein Haus einlädt. Oder von einem Kamerateam, das wieder einmal einen Fernsehbeitrag über uns macht. Abends beim regionalen Schwarzbier in einer abgefahrenen Bar lauschen wir den Geschichten vom Vulkanausbruch letztes Jahr. Wir werden mit eingewoben in das Leben, teilen mit den Leuten mehr als zu Beginn. Der etwas hektische deutsche Lebensrhythmus fällt von uns ab, wir planen immer weniger im voraus und lassen uns von den Orten und Menschen inspirieren.

Auf der Strasse treffen wir Andrea und Matthias, auch auf Rädern, die Zuhause in Deutschland alle Leinen gekappt haben. Für sie ist alles offen, solange das Geld reicht. Ihr Hab und Gut ist in den Radtaschen verstaut. Ihr Kapital ist ihre gute Ausbildung. Vom Start vor einem halben Jahr bis jetzt haben sie eine Verjüngungskur durchfahren, ihre gute Laune wieder gefunden und viele Kilos verloren. Man sieht es ihnen an. Frei wie Vögel fühlen sich die beiden und leicht wie nie zuvor. Das Glück zu finden ist wohl fantastisch.

Wibke und Axel mit Smilla und Selma

 

➜ zum 5. Teil

➜___ Libelle | Rio Alumine, Argentinien | © Axel Bauer___✖

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