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Zigeunerleben (3)

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Neuseeland | Eine Radreise mit Kind durch das Land der langen weissen Wolke


Ziegeunerleben (3)

Es lebe das Zigeunerleben!

Wibke: Weihnachten war dieses Jahr einmalig. Trotz dessen, dass wir auf Reisen sind haben wir das Glueck mit einer Familie die Feiertage zu verbringen. Fuer Tim und Howlan haben wir Smillas Villa gebaut, eine Holzhuette in ihrem privatem Busch hinter dem Haus. Und so feiern wir gemeinsam Weihnachten auf neuseelaendisch: am 25.12. fruehs gibt es Geschenke unter dem eher kuemmerlichen Weihnachtsbaum, abends ist Truthanhnessen mit Freunden und der Familie angesagt. Traditionell gehen die Kiwis zu Weihnachten m,it der ganzen Familie an den Strand zum Baden.
Am 29. Dezember verabschieden wir uns schweren Herzens von Tim und seiner Familie. Das Reisefieber hat uns wieder fest im Griff. Nach 6 Wochen in Rotorua zieht es uns auf die Raeder – es lebe das Zigeunerleben! Wir fahren ins zentrale Hochland der Nordinsel, wo mehrere Vulkankegel ein Erdmassiv bilden. Trotz Feuerwerk verschlaeft Smilla das erste Silvester ihres Lebens ungeruehrt im Zelt, genauso wie Axel. Ich bin die Einzige, die um 12 Uhr wenigstens die Augen aufschlaegt und den Reisverschluss des Zeltes 10 cm oeffnet um herauszublinzeln. Die ersten Tage auf den Raedern haben uns ziemlich geschafft.

Erst auf dem Berg dann in den Dschungel

Axel: Der Schlaf war erholsam und die ersten Neujahrswuensche gehen in Erfuellung. Am ersten Tag des Jahres 2008 sitzen wir 8 Uhr im Sattel und steuern die grossen Schneeberge an. Bei blauem Himmel folgen wir der Desert Road, um dann auf die andere Bergseite zu wechseln. Jede Pedalumdrehung laesst uns hoeher klettern und dem Mount Ruapehu (2797 m) grandioser erscheinen. Am Abend erreichen wir das Basislager auf 1140 m Hoehe, Smilla ausgeruht und ausgeschlafen, wir ziemlich ausgelaugt aber auch gluecklich. Die Naechte in dieser Hoehe sind etwas kaelter, so dass wir unseren kleinen Kaempfer zwischen uns legen und mit viel Waerme versorgen.
Unser Plan ist es nun das Rad gegen die Wanderschuhe zu tauschen um uns dem Berg weiter naehern zu koennen. Smilla kriegt wie gewohnt den Ehrenplatz im Kinderrucksack und wird von Wibke getragen. Alles weitere trage ich, auch wenn mich der Rucksack fast in die Knie zwingt. Einen schmalen Pfad folgend ziehen wir durch gelbgruenes und braunes Buschland, ueberqueren empfindliche Passagen auf Holzplanken, den riesigen Schneeberg immer im Blick. Wir erleben unbeschreiblich schoene Momente, auch am Abend als die Sonne rot das Zelt beleuchtet und wir unser Essen kochen.
Der weitere Weg fuehrt uns nun die erkaempften Hoehenmeter wieder bergab. Wir steigen auf unsere (Last)Raeder, Smilla in ihre fahrende Abenteuerbox um rasend zum Wanganui River, dem Dschungelgebiet Neuseelands, zu brausen.

Jerusalem – London – Athen

Wibke: Der Wanganui River war einst die Hauptschlagader Neu Seelands. Zuerst fuhren die Maoris auf ihm in ihren Kanus ins Landesinnere, dann folgten die Herrschaften in ihren "Riverboats". Heute kommt der Fluss eher ruhig und traege daher. Das dunkelgruene Wasser schiebt sich wie damals durch die dicht bewaldeten Berge in den Ozean, aber auf der einst so befahrenen Route trifft man heute kaum noch jemanden. Eine nicht-asphaltierte Strasse fuehrt entlang des Flusses. Auf diesem pedalen wir uns vorwaerts, schweissnass von der tropischen Hitze. Bald haben wir das Gefuehl eins mit dem Fluss zu sein – genauso nass, genauso langsam und irgendwie genauso ruhig. Hier gibt es keine Menschen und so gut wie keine Autos. Wir hoeren nur die schrillen Rufe der Voegel und unser eigenes Keuchen. Durch drei Siedlungen kommen wir: Jerusalem, London und Athen. Wahrscheinlich hatten die Einwanderer den Wunsch ihrer neuen Heimat ein wenig mehr Bedeutung zu verleihen. Dann sind wir in Wanganui, der Stadt an der Muendung des Flusses, und stehen vor einem alten Kolonialhaus, das gerade wieder renoviert wird. Axel wirft einen Blick hinein und kommt mit Kevin, dem Besitzer ins Gespraech.

Frauen und die Macht

Axel: Manches Mal hatten wir auf Reisen so viel Glueck, dass wir es kaum fassen konnten. So auch mit Kevin in Wanganui, der uns geradeweg von der Strasse her einlaed. Im Obergeschoss ueber der Baustelle hat er seine Wohnung, die er mit einem Kuenstler und einem seiner Arbeiter teilt. Es errinnert uns alles hier an unsere ehemalige Studenten- WG in der August-Bebel-Strasse in Halle. Hohe Raeume, altes Haus, gefuellt mit viel Energie und dieser so genannten Kohleofenromantik. Auch Smilla findet viele Freunde. Alle wollen sie zum Lachen bringen und besonders unser Gastgeber ist wie vernarrt in sie. Als wir mit ihm ueber unsere weitere Route sprechen, erzaehlt er von seinem Bruder Brent, der in Wellington lebt. Ein kurzer Anruf und auch Brent ist gespannt uns in der Hauptstadt zu erwarten. Am 9.1. fahren wir mit dem Bus nach Welliungton, da auf dieser Strecke zu wenig Platz fuer Radfahrer ist. Auch hier werden wir liebevoll aufgenommen. Obwohl wir uns gerade erst kennen lernen, ist er wie ein Freund zu uns. Er berichtet unter anderem, dass in Neu Seeland die Maenner mehr und mehr ihre Rechte verlieren, die Frauen viele wichtige Fuehrungsposten unter sich aufteilen und so ein starkes Ungleichgewicht herrscht. Viele Maenner wandern nach Australien aus – um nicht diskrimieniert zu werden und mehr Geld in down under zu verdienen. Wellington ist auch sonst sehr ueberraschend fuer uns. Wir finden keine Obdachlosen oder Bettler, bekommen freien Eintritt in grosse Museen und Galerien. Die Kiwis ruempfen ueber Snobs die Nase und grosser Reichtum ist verpoent. Selbst der Premierminister lebt in einer hoelzernen Villa, umgeben von einem einfachen Bretterzaun. Die Neu Seelaender wachsen uns mit ihrer lebensfrohen und unkomplizierten Art sehr ans Herz.
Am 12.1. setzen wir auf die Suedinsel ueber. Die Natur soll hier atemberaubend sein. Doch davon berichten wir spaeter.

Wir hoffen ihr hat auf der anderen Seite der Erde einen schneereichen Winter und genauso schoene Erlebnisse in der Natur wie wir.

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