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Liebesgeschichte (4)

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Neuseeland | Eine Radreise mit Kind durch das Land der langen weissen Wolke


Liebesgechichte (4)

Liebe Freunde,
der Wind weht uns direkt ins Gesicht und verschafft etwas Kühlung vor der unerbittlichen Sonne unterm Ozonloch Neuseelands. Wir sind angekommen in den trockenen und wüstenartigen Bergen an der Ostküste in der Region Canterbury. Hinter uns liegen prallgefüllte Tage, voll mit Eindrücken vom Biwak am Lewispass, der 4 Tageswanderung durch den Busch im Nationalpark und vielem Begegnungen mit interessanten Menschen. Zeit den Stift spielen zu lassen und das leere Blatt Papier zu füllen.

von Trampingtouren und Windelbeuteln

Axel: Es ist Mitte Januar, wir sind frisch auf Neuseelands Suedinsel angekommen. Ich krame den Zettel mit Joy's Adresse raus, die uns nach Motueka eingeladen hat. Joy ist eine der Menschen die uns beide schwer beeindruckt. Mit ihren 70 Jahren geht sie regelmaessig ‚trampen'(neuseeländisches Sammelwort für Wildnistrips).Wir haben Glück sie anzutreffen, gerade ist sie vom Mueller Gletscher am Mt. Cook wiedergekommen, Lebenslust versprühend und energiegeladen. Am Abend noch hängen wir zusammen über der Karte des Abel Tasman National Parks und planen unsere eigene tramping tour. Alles ueberlebenswichtige und Essen für 4 Tage packen wir in einen großen Rucksack. Smilla wird, wie es für eine so kleine Prinzessin üblich ist, in den Kinderrucksack gesteckt. Auf der einen Seite baumelt der "Windelbeutel"(deutscher Jutebeutel mit Windeln, Moltontuch, Uromas Johanniskrautoel und Wechelklamotten) auf der anderen Seite etwas Obst, was wir am 1 Tag verbrauchen müssen.

Die Tage sind wunderbar!

Wibke: Joy bringt uns zum Startpunkt und mit etwas weichen Knien – denn 4 Tage Proviant wiegen schwer- stapfen wir los. Es geht immer entlang der Küste. Die Berge reichen bis in den Ozean, dazwischen gibt es immer wieder einen schmalen Streifen Strand. Wir fühlen uns wie die ersten europäischen Einwanderer: durch dichten Dschungel geht es bergauf, bergab immer tiefer in die Wildnis. Die Grillen zirpen nicht – sie schreien schon fast und die Bäume und Farne wachsen so dicht, dass ich mich fragen muss, ob da überhaupt Tiere durch passen. An manchen Stellen geht es durchs Watt, wo wir das Niedrigwasser abwarten müssen, um weiterzukommen. Smilla hat das Abenteuerfieber gepackt: Sie sitzt mucksmäuschenstill im Rucksack und beobachtet alles. Ihre Aufmerksamkeit wird nur durch gelegentliche Nickerchen unterbrochen. Die Tage sind wunderbar! Ein Vorgeschmack aufs Paradies, falls wir dort hin kommen sollten. Wir laufen, baden, laufen, essen, laufen, schlafen. Am 4.Tag rasen wir mit einem Boot über das Wasser zu unserem Ausgangspunkt, zurück aus der Zeit der Entdecker in das Jahr 2008.

Sir Ed

Genauer gesagt ist es der 22. Januar und es regnet was es runter will. Zum Glück gewährt uns Joy Asyl und wir verfolgen mit ihr auf dem Fernseher, wie sie Sir Edmund Hillary zu Grabe tragen. Für die Neuseeländer ist Hillary ein echter Held, eine Gentleman, ein Idealist. Da es nicht so viele Menschen hier gibt hat jeder das Gefühl einen Freund verloren zu haben. Die Trauerfeier ist sehr ergreifend. Joy wird ganz still neben mir und auch ich spüre plötzlich einen Glos im Hals, als der Sohn von Tenzing Norgay Sir Ed für alles dankt, was er für die Sherpas getan hat.

Am unteren Rand des Globus

Axel: Sir Ed's Tochter wurde in der Schule nach dem Beruf ihres Vaters gefragt und blieb dem Lehrer die Antwort schuldig. Hillary sah sich immer als Bienenzüchter und ist damit ein wirklicher Neuseeländer. Nicht der Bienen wegen, sondern weil er mit seinen Freunden immer auf Augenhöhe bleiben wollte. Die Menschen hier am unteren Rand des Globus halten nichts von Hierarchien, schon gar nichts von besseren und schlechteren Menschen. Darüber diskutieren wir mit Keith und Trisha, einem (reiseerfahrenen) Paar aus Greymouth, die uns geradeweg von der Straße einladen. Wir sind schon wieder einige hundert Kilometer geradelt und Smilla hat ihren ersten Berg - 1730m – bestiegen (der erste Zahn lässt noch auf sich warten). Hier in diesem Haus an der stürmischen Westküste lernt unser jüngstes Expeditionsmitglied zu krabbeln. Hinter unseren Rücken erreicht sie nun alles was verboten ist, besonders auf die Kameras hat sie es abgesehen. Doch denen hätte ich fast selbst den Gar ausgemacht. Im Glauben an gutes Wetter ließ ich die Radtaschen abends am Rad hängen. Der andauernde Regen in der Nacht kroch durch den Verschluss und füllte meine "wasserdichten" Packtaschen auf. Wie durch ein Wunder funktioniert alles noch.

Die Anhängerkinder

Wibke: Ja der Regen hat uns fest im Griff. Hatten wir entlang der eigentlich regnerischen Westküste strahlenden Sonnenschein, werden wir im eher trockenen Inland gleich mehrfach nass. Nach einem langen Radtag erklimmen wir den 912m hohen Lewispass und biwakieren auf Inselsberghöhe. Doch nachts prasseln die Regentropfen aufs Zelt und als wir morgens rausgucken hängen wir mitten in den Wolken. Von hier bis ins nächste Dorf sind es 75 km Bergstrecke – dazwischen gibt es nicht! Doch es nützt nichts. Rauf auf die Raeder, Smilla schnell in den Anhänger (wenigstens bleibt sie trocken) und wir rollen durch den Regen. Nach 20 km erhebt sich vor uns ein Haus. Unsere Rettung! Das Outdoor-Education-Center ist nicht in der Karte verzeichnet und normalerweise lernen hier Schulklassen das Wildnis-Einmaleins. Doch heute ist das unser Unterschlupf. Kurz nach uns treffen noch mehr pitschnasse Radler ein. Wir trauen unseren Augen nicht: ein französisches Paar mit 3 Kindern. Pierre zieht den Anhänger, in dem Mattieu (3) sitzt. Frühs fährt Louis (7) auf einem eigenen Kinderrad mit Packtaschen. Jeanne (12) sitzt mit ihrer Mutter Jaqueline auf dem Tandem. Mittags wechseln die beiden. Sie waren schon ein halbes Jahr in Südamerika, beradeln jetzt Ozeanien und anschließend Asien. Wir sind stark beeindruckt! Smilla verliebt sich sofort in Mattieu der sie – ganz Franzose – charmant mit Madame anredet. Die beiden schweben in ihrer eigenen Spielewelt und teilen das Schicksal eine "Anhängerkind" zu sein. 3 Tage sind wir zusammen unterwegs, dann trennen sich unserer Wege wieder. Smilla schmollt trotzig vor sich hin und ich bin gespannt, was so alles auf uns zukommt, wenn sie einmal Teenager ist.

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